Berlin schafft Wissen
Projektwoche 2017
Berlin hat als Standort für Wissenschaft einen exzellenten Ruf und eine bewegte Vergangenheit. Zahlreiche Forscher, die das moderne wissenschaftliche Weltbild mit prägten, sind untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden. Hier wurden bahnbrechende Forschungen geleistet, aber auch die finstersten Kapitel der jüngeren Wissenschaftsgeschichte geschrieben. So wurden in Berlin die Tuberkelbazillen von Robert Koch entdeckt, aber auch die „wissenschaftlichen“ Grundlagen der Euthanasie-Verbrechen und der Rassenlehre des Dritten Reichs gelegt; Max Planck und Albert Einstein schufen die Grundlagen der Quantenphysik, Otto Hahn und Lise Meitner entdeckten die Kernspaltung und Konrad Zuse baute den ersten programmierbaren Computer. Wir wollen uns auf die Spuren der Wissenschaftsgeschichte begeben und historische Orte ebenso wie moderne Forschungseinrichtungen und Universitätsgebäude besichtigen.
Elf Kollegiatinnen und Kollegiaten ließen sich von dieser Projektbeschreibung für das Thema „Wissenschaft in Berlin“ ansprechen und begaben sich auf eine Entdeckungsreise in und um Berlin. Eine Internetrecherche zu Berliner Nobelpreisträgern, Erfindern, Forschungseinrichtungen und Universitäten ließ die Gruppe schnell vier Ziele für Exkursionen in der Projektwoche 2017 ausmachen.
Deutsches Technikmuseum (Berlin-Kreuzberg)
Die erste Exkursion führte am Dienstag (04. Juli 2017) um 9.00 Uhr ins Deutsche Technikmuseum in der Trebbiner Straße. Die zwei Euro Eintritt waren gut angelegt, denn neben dem ersten Computer mit frei programmierbarem Rechenwerk von Konrad Zuse aus dem Jahre 1937 fanden sich unglaublich viele Exponate zur Technikgeschichte aus Berlin und aller Welt. Der letzte aus der Gruppe verließ erst gegen halb vier diesen anregenden und inspirierenden Ort.
Wissenschaftsstandort Adlershof (Berlin-Adlershof)
Am Mittwoch (05. Juli 2017) trennte sich die Gruppe. Ein Team erkundete den Wissenschaftsstandort Adlershof. Auf dem ehemaligen Flugfeld Johannisthal finden sich heute neben Spuren der Technikgeschichte (Großer Windkanal, Thermolabor, Motorenprüfstand) vor allem die nagelneuen Gebäude der Humboldt-Universität (Mathematik, Physik, Chemie, Geographie, Psychologie). Außerdem arbeiten auf dem Gelände zahlreiche High-Tech Unternehmen und außeruniversitäre Forschungsinstitute, zum Beispiel das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder der Berliner Teilchenbeschleuniger BESSY. Interessant waren die Einblicke in die moderne Unibibliothek, in Hörsäle und Arbeitslabore.
Fritz-Haber-Institut (Berlin-Dahlem)
Die zweite Gruppe fuhr nach Berlin Dahlem. Das hier von Fritz Haber und Carl Bosch entwickelte Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese ermöglichte die Massenproduktion von Stickstoffdünger und sichert heute die Ernährung eines großen Teils der Weltbevölkerung. Auf der anderen Seite wurden auf demselben Gelände von Haber Giftgase entwickelt und hergestellt, welche dann unter seiner Leitung im Ersten Weltkrieg erstmals als Massenvernichtungswaffe eingesetzt wurde. Dazu passt dann auch, dass ebenfalls in Dahlem 1938 die Kernspaltung von Otto Hahn und Fritz Straßmann entdeckt und experimentell nachgewiesen wurde. Heute befinden sich in den Gebäuden Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Freien Universität.
Albert-Einstein-Wissenschaftspark (Potsdam)
Abschließend ging es am Donnerstag (06. Juli 2017) nach Potsdam in den Albert-Einstein-Wissenschaftspark auf dem Telegrafenberg. Dort besichtigten wir neben den Instrumenten für die weltweit älteste Serie zusammenhängender Wetterdaten den Einsteinturm, das Gebäude für den großen Refraktor (ein riesiges Linsenteleskop) und historische Gebäude weiterer Institute. Übrigens beherbergt der futuristisch anmutende, von Erich Mendelsohn in den Jahren 1919 bis 1921 errichtete Einsteinturm ein Sonnenteleskop. Das Teleskop wurde eigens zur Erforschung der Sonne und zur Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins erbaut und ist bis heute in Betrieb.
Albert Einsteins Sommerhaus (Caputh)
Vier Teilnehmer machten sich nach dem Besuch des Telegrafenberges noch auf den Weg nach Caputh, um das Sommerhaus von Albert Einstein zu besichtigen. Dort verlebte der Forscher von 1929 bis zu seiner Emigration vor den Nationalsozialisten drei Sommer in seinem „Häusle“.
Das Projekt vermittelte den Teilnehmer*innen viele spannende Einblicke in die Berliner Wissenschaftsgeschichte und führte sie an Orte, die von den meisten nie zuvor gesehen worden waren.
Teilnehmer*innen: Anatol, Janina, Liliana und Timo aus dem Vorkurs sowie Simon, Abulena, Vivien, Corinna, Mustafa, Stefan und Josa aus der E- bzw. Q-Phase; Dr. Degen und Dr. Pelzer aus der Lehrerschaft.
TEXT und BILDER: Bernd Degen