Kunst präsentieren
Bericht (Exkursion)
Am Donnerstag, den 29. Januar 2015, besuchten zwei Kunstkurse unseres Kollegs unter der Leitung von Frau Geselle den Hamburger Bahnhof, um sich mit der Problematik der Präsentation von Kunstwerken, insbesondere dreidimensionaler Objekte, auseinanderzusetzen. Eine Mitarbeiterin des Museums führte uns zunächst durch Teile des Gebäudes, in denen Werke aus der Sammlung der Nationalgalerie, der Sammlung Marx und der Sammlung Marzona gezeigt, und zusammenfassend unter dem Namen „Die Sammlungen“ ausgestellt werden. Anhand zweidimensionaler Arbeiten von u.a. Andy Warhol erfuhren wir etwas über die Wirkung der Hängung von Bildern. Da diese Ausstellung nicht von den Künstlern selbst konzipiert ist, obliegt es den Kuratoren des Museums, zu entscheiden, wie ein bestimmtes Werk präsentiert wird. Dabei wird, abgesehen vom kontextuellen Zusammenhang, u.a. darauf geachtet, wie hoch, in welchem Abstand zum nächsten und in welchem Licht ein Bild hängt. Bei dreidimensionaler Kunst, wie zum Beispiel den Arbeiten von Joseph Beuys, spielt vor allem der Raum eine wichtige Rolle, in dem sich die Werke befinden. So haben sehr große Objekte in einem kleinen Raum eine andere Wirkung, als ein kleines Objekt in einem großen Raum. Die Bedeutung und Gewichtung einzelner, die Präsentation betreffender Faktoren, wird dabei, sowohl bei zwei- als auch bei dreidimensionalen Werken, stets durch den Kontext und die Wirkungsabsicht des Kunstwerks selbst bestimmt.
Als Gegensatz zu einer vom Museum konzipierten Ausstellung wurde uns zuletzt die derzeitige Sonderausstellung der mexikanischen Künstlerin Mariana Castillo Deball, „Parergon“, gezeigt. Hier erhielten wir detaillierte Informationen zu ihrem Ausstellungskonzept. Auffällig war dabei, dass es sich nicht um eine konventionelle Einzelausstellung handelt, in der die Kunstschaffende eine Auswahl ihrer Werke präsentiert, sondern um ein raumgreifendes Gesamtkunstwerk, welches eine selbst konzipierte Ausstellung der Künstlerin mit Werken anderer Künstler zum Inhalt hat.Thematische Grundlage war ihr dabei die Geschichte des Hamburger Bahnhofs sowie der Nationalgalerie Berlin, zu denen jedes der ausgestellten Werke einen Bezug hat. Sei es der explodierte Heizkessel einer Dampflok aus den Zeiten, als das Museum wirklich noch ein Bahnhof war, oder die Nachbildung eines Rollstuhls, mit dessen Hilfe man ein wertvolles Gemälde aus dem Besitz der Nationalgalerie stahl. Obwohl die einzelnen Ausstellungsstücke nicht immer in direktem Zusammenhang stehen, fügen sich ihre jeweiligen Geschichten zu einem vitalen, vielseitigen Gesamteindruck, der sowohl komische als auch kontroverse und tragische Facetten in sich trägt. In der Schlussphase des Ausstellungsbesuches ging es darum, sich einen eigenen praktischen Zugang zu einem dreidimensionalen Kunstwerk zu verschaffen und dessen Wirkung im Raum zu untersuchen. Dabei konnten die neuen Erkenntnisse gesichert und vertieft werden. Entstanden sind zuweilen eindrucksvolle dreidimensionale Zeichnungen und Notizen, die besonders hinsichtlich der Problemstellung äußert ergiebig sind und als gute Arbeitsgrundlage für zukünftige Projekte dienen können:
Text: Raban Noack (A43), Bilder: Kathleen Geselle