Mut zum Stipendium!

Beitrag (Studienfinanzierung)

Die Fülle von Stipendiengebern und Stiftungen kann auf den ersten Blick überwältigend und unübersichtlich wirken. So schwierig, wie man denkt, ist die Suche und Bewerbung aber nicht.

Förderungshöhe

In Deutschland gibt es mehr als 2300 Stiftungen, die Studierende finanziell unterstützen. Die monatliche Förderung richtet sich dabei nach dem aktuellen Bafög-Höchstsatz (Stand 03/2018:735€). Außerdem vergeben die meisten Stiftungen eine (in der Regel vom Bafög-Satz unabhängige) Studienkostenpauschale von etwa 300€ monatlich. Der große Vorteil: Die Zuwendungen müssen nach dem Studium nicht zurückgezahlt werden. Zahlreiche Stiftungen geben zudem Zuschläge zu Auslandsaufenthalten oder zur Krankenversicherung; sie können auch zinslose Darlehen bei Bedürftigkeit gewähren. Aber nicht nur finanziell sind Stipendien ein Vorteil. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass man Mitglied einer Stipendiatengemeinschaft wird. Dadurch eröffnet sich ein Netzwerk akademischer Beziehungen von aktuellen und ehemaligen Stipendiaten. Auf studienfachübergreifenden Seminaren, Kongressen oder in Gruppen kann man sich miteinander austauschen und von den Erfahrungen der Anderen profitieren. Dabei können sich tolle Chancen für Praktika in interessanten Unternehmen ergeben.

Nicht nur für Hochbegabte

Einem Stipendium hängt meist der Mythos an, sich lediglich an Hochbegabte oder Bedürftige zu richten. Zwar ist ein sehr guter Notendurchschnitt für viele Stiftungen wichtig, aber nicht unbedingt ausschlaggebend. Auch mit einem Zweier-Durchschnitt kann man angenommen werden. Im Vordergrund steht bei vielen Stiftungen das Engagement des Stipendiaten für unsere Gesellschaft. Wie hast du dich in der Vergangenheit für andere eingesetzt, welchen Weg willst du gehen, um andere zu unterstützen? Dabei kann man beispielsweise in sozialen, politischen oder ökologischen Organisationen tätig sein. Auch ehrenamtliches Engagement in Vereinen oder Gemeinden ist hilfreich. Die Suche und der Eintritt in eine Organisation sollten spätestens ab der Qualifikationsphase (Q1) erfolgen.

Vergabekriterien und Stiftungen

Es gibt bei der Vergabe über 40 Auswahlkriterien, wie zum Beispiel der Geburtsort, das Studienfach, die Konfession, sogar der Beruf der Eltern kann Einfluss nehmen. Für jeden lässt sich etwas Passendes finden. Um die Suche zu erleichtern, gibt es diverse Internetplattformen, bei denen man sich anmelden kann und profilgenaue Vorschläge zu Stiftungsgebern erhält.

Zu den bekanntesten deutschen Stiftungen gehören die Begabtenförderungswerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt werden. Dazu zählen parteinahe, konfessionelle, wirtschafts- oder gewerkschaftsnahe Stiftungen. Weiterhin gibt es noch kulturelle oder künstlerische Stiftungen, sowie das Aufstiegsstipendium, das an engagierte Berufserfahrene gerichtet ist und das Deutschlandstipendium. Dieses wird direkt von den Hochschulen organisiert und an Studierende aller Nationen mit besonders herausragenden Leistungen vergeben.

Die Chancen auf eine Förderung lassen sich steigern, indem man sich auch bei kleineren Stiftungen bewirbt, da es dort weniger Mitbewerber gibt. Zahlreiche Stiftungen richten sich an Alleinerziehende, an Menschen mit Behinderung, mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund oder auch an Waisen. Alle Stiftungen versuchen, mehr Menschen zu fördern, die aus nicht-akademischen Elternhäusern kommen. Besonders aufgeschlossen dürften in dieser Hinsicht die Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung der Partei Bündnis90/Die Grünen und die Linkspartei-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung sein. Darüber hinaus gibt es in Berlin das Ikaros-Stipendium für den Zweiten Bildungsweg, vergeben von der Kreuzberger Kinderstiftung, das auch schon den Besuch des Kollegs unterstützt.

Der Weg zum Stipendium

Der erste Schritt ist eine schriftliche Bewerbung mit den erforderlichen Unterlagen der ausgewählten Stiftung. Dabei werden meist, neben anderen Nachweisen (wie Zeugnissen, Lebenslauf, Motivationsschreiben etc.), zwei Gutachten von Dozenten oder Lehrern benötigt. Bei der Bewerbung sollte unbedingt die stiftungsabhängige Abgabefrist beachtet werden, viele beschränken sich auf einen Termin pro Jahr. Außerdem ist es ratsam, die Unterlagen auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit zu überprüfen. Wichtig dabei ist, den Fokus des Stipendiengebers zu beachten und auf allgemeine Massenbewerbungen zu verzichten. Auf eine erfolgreiche Bewerbung folgt in der Regel eine Einladung zu einem Auswahlgespräch, in dem man sich und seine Persönlichkeit vorstellen und die Stiftung kennenlernen kann. Mitunter können auch Einzelpräsentationen, Gruppendiskussionen oder Klausuren im Auswahlverfahren möglich sein.

Zur weiterführenden Beratung steht Herr Sébastien Bralant-Mildenberger gerne zur Seite. Sprechzeiten sind dienstags im 4. Block in Raum 203 und nach Vereinbarung.

Hilfreiche Links
  • arbeiterkind.de: Diese Seite wendet sich an alle, die als Erste in ihrer Familie studieren und bietet differenzierte Hinweise auf entsprechende Unterstützungsangebote.
  • e-fellows.net: Hier ist eine der größten Stipendiendatenbanken mit über 900 Einträgen von 450 Stiftungen, Hochschulen, Universitäten und anderen Institutionen zu finden.
  • kreuzberger-kinderstiftung.de: Das IKAROS-Stipendium der Kreuzberger Kinderstiftung ist ausdrücklich auch für Erwachsene im Zweiten Bildungsweg vorgesehen.
  • mystipendium.de: Das Portal bietet die Möglichkeit, kostenlos ein Profil anzulegen und sich bei der Wahl aus ca. 2.300 Stipendienprogrammen individuell beraten zu lassen.
  • stiftungssuche.de: Bei der Suche nach geeigneten Fördereinrichtungen ist auch diese kompakte Übersicht des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen hilfreich.
  • stipendienlotse.de: Auf dieser Seite bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine umfangreiche Stipendiendatenbank mit Suchfunktion an.
  • studieren.de: Hier findet sich eine Übersicht der gängigsten Begabtenförderungswerke und Stiftungen in der Bundesrepublik Deutschland.

 TEXT: Vanessa Walter (Ergänzungskurs Redaktionelles Schreiben)